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Warum sollten Sie eine Lesung besuchen? Wir zitieren die Besten

Kaufleuten Literatur veranstaltet über 50 Lesungen pro Jahr, unter den Gästen sind Weltstars und Juwelen. Doch warum tun wir das eigentlich? 

Weil die Sicht von Autoren auf die Welt eine andere ist. Weil die literarische Verarbeitung von Gesehenem und Geschehenem von Schriftstellerinnen unsere eigene Wahrnehmung verändern kann. Bereits Wolfram von Eschenbach verhandelt in seinem Parzifal das Verhältnis von Gesellschaft und Weltferne, die Gegensätze von Männerwelt und Frauenwelt, die Spannung von höfischer Gesellschaft und spiritueller Gemeinschaft der Gralshüter. Gottfried Keller schickt seinen grünen Heinrich auf Bildungsreise und verleiht dem Apfelpflücken paradiesisch-erotische Komponenten. Edgar Allen Poe erschafft den Flaneur, Charles Baudelaire wird selber einer und stellt eine nie dagewesene Verbindung zwischen Stadt und Subjekt her, Virginia Woolf beschreibt in ihren Bewusstseinsströmen das Verlorensein des Individuums in der Moderne, Poststrukturalistinnen wie Hélène Cicoux und Jacques Derrida kreieren ihre eigene dekonstruierte Narration, die Brontë-Sisters ergründen in ihren fiktiven Welten die Abgründe menschlichen Begehrens. Bei Emiliy Dickinson wird selbst die Stille zu Lyrik, Brecht spitzt visionär politisch zu, bei Loriot wird Alltag absurd, bei Dürrenmatt endet alles in der Groteske. «Der politische Aspekt der Poesie muß ihr selber immanent sein», schreibt Hans Magnus Enzensberger, bei Yasmina Reza zerfleischen sich die Paare, bei Franz Hohler schlägt die Natur zurück, bei Nora Gomringer verfliessen die Grenzen zwischen Lyrik und visuellem Erlebnis. „Das Ziel des Schreibens ist es, andere sehen zu machen“, schrieb einst Joseph Conrad. Wir sehen es etwas weniger dogmatisch, finden aber unbedingt: Wir laden Schreibende ein, weil ihre Sicht der Dinge unseren Horizont erweitert. Weil ihre Kunst, die Literatur, das gesamte Leben verhandelt, das Beginnen, das Werden, das Sein. Weil sie in uns Mut und Trauer, Freude und Hoffnung weckt. Weil sie uns empathisch macht, uns wachrüttelt und zum Nachdenken bringt.

Geschwafel? Schauen Sie hier ganz konkret … diese Gäste werden bald auf der Kaufleuten-Bühne unsere Horizonte erweitern. Um mehr zu erfahren, klicken Sie auf die Künstlernamen.

Carolin Emcke «Wir können immer wieder anfangen. Was es dazu braucht? Nicht viel: etwas Haltung, etwas lachenden Mut und nicht zuletzt die Bereitschaft, die Blickrichtung zu ändern, damit es häufiger geschieht, dass wir alle sagen: Wow. So sieht es also aus dieser Perspektive aus.»
Clemens J. Setz «Ich habe ein sehr trauriges Gedicht geschrieben: ‹Traurige Meldung. Jeden Tag löst sich ein kleiner Polarbär von der Grösse Alaskas oder Grönlands im nördlichen Eismeer auf.'» 
Carla del Ponte: «Wenn ich sehe, dass Schweizer Firmen chemische Stoffe nach Syrien geliefert haben, die auch für die Herstellung von Sarin verwendet werden können, macht mich das wütend.»
Robert Seethaler: «Ich schreibe und lebe immer einer Sehnsucht hinterher. Doch Sehnsüchte bleiben immer rätselhaft. Sobald man sich ihnen nähert oder sie sogar erfüllt, lösen sie sich auf.“
Meg Wolitzer: «Where are we right now? With feminism and all that? There was the vote. We got the vote, which was lovely. Then there was work, and the pill, and sexual liberation, which was all great, and today there’s #MeToo, and Beyoncé, and something else – a realisation that these might have been a series of battles won, rather than the war promised.»
Jürg Halter: «Jedes Mal, wenn du kostenlos einen Schluck vom Wasserhahn trinkst, weint in der Nestlé-Chefetage jemand eine bittere Träne.»
Alexa Hennig von Lange: «Georg: Unsere Kinder nennen uns Eltern für gewöhnlich beim Vornamen. Das war Ritas progressive Idee. Irgendwo hatte sie gelesen, dass das gut für Kinder sein soll. Ich habe da so meine Zweifel. Es führt dazu, dass sie ‹Spinnst du› zu einem sagen.»
David Sedaris: «Ich weiß, wie man Bücher signiert. Ich kann nicht mit Gewissheit sagen, dass ich weiß, wie man sie schreibt. Aber ich kann sie signieren.»

Ein Zitat allein macht natürlich noch keinen gelungenen Abend. Und signieren geht auch nur live. Darum, besuchen Sie für geistreiche, kritische und politische Dialoge die handverlesenen Literaturveranstaltungen im Kaufleuten. Wir freuen uns auf Sie.

Das hochkarätige Programm von Kaufleuten Literatur wird ermöglicht durch das Engagement der Zürcher Kantonalbank

Herzlich
Ihr Kaufleuten