«Grenze» wirkt bedrückend und einengend. Grenzlinien kann man ziehen oder sie überschreiten. Trotz aller Aufgeklärtheit, Toleranz und Globalisierung machen sich immer wieder Grenzkonflikte bemerkbar, von der Frage nach der Herkunft bis hin zur Frage, ob dieses Buch nun ins Regal Literatur, Krimi oder Lyrik zu stellen sei. Wir hätten es eben gerne geordnet und klar gegliedert. Schliesslich muss alles seine Richtigkeit und Überschaubarkeit haben. Kleinliches Denken liebt Grenzen und läuft Gefahr, alles in Sparten einzuordnen. Hat die Literatur die Macht, Grenzen sichtbar und ungültig zu machen? Löst das wohlformulierte Wort Denkprozesse aus, die grenzüberschreitend sein können? Bietet die Musik gegenüber der Literatur mehr Chancen zur Versöhnung und Weitsicht?
Züri Littéraire spürt dem schwierigen Begriff «Grenze» nach. Navid Kermani besitzt einen deutschen und iranischen Pass, ist Orientalist und als Schriftsteller Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung sowie auch der Deutschen Islamkonferenz. Durch die Nominierung für den Hessischen Kulturpreis wurden ihm Grenzen bewusst, von denen man eigentlich dachte, dass sie in unserer Zeit nicht mehr existierten.
José F.A. Oliver wuchs als Sohn spanischer Gastarbeiter im Schwarzwald auf, seine Lyrik spielt oft mit alemannischen Versatzstücken, Kultur- wie Sprachgrenzen verlocken ihn, diese zu überspringen, ob schreibend oder reisend. Ruth Schweikert ist in Lörrach geboren und in Aarau aufgewachsen. Ihre Romane befassen sich mit der Realität als Fiktion, denn klare Grenzen sind hier weder auszumachen noch müssen sie gefunden werden. Die Grenze zwischen Kunst und Leben wird durch ihr Schreiben hinfällig. Mona Vetsch führt das Gespräch.
Veranstalter:
"Züri Littéraire", ZKB und Kaufleuten